Ein Rückblick
Besondere Sehenswürdigkeiten hat Hagstedt nicht aufzuweisen.
Was es bieten kann, das ist der gastliche Sinn der Einwohner, die geneigt sind, am guten Alten festzuhalten und an der überlieferten Festen sich so zu erfreuen, wie es unsere Väter und Ahnen getan haben.
Doch das bescheidene Äußere der Bauerschaft soll uns nicht abhalten, einen Rückblick in die Vergangenheit zu tun. Wie es aus einer alten Zeichnung hervorgeht, bot das geschlossene Dorf um 1800 fast dasselbe Bild wie heute. Deutlich erkennt man darauf die Hofräume der Ganz- und Halberben und die Geschlossenheit des Dorfes, das mit einem Zaune umgeben war. Um Nord- und Südausgänge waren schwere Holzpforten angebracht. Die Fluren boten damals ein ganz anderes Bild als heute. Bis zur Markenteilung in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hatte jeder Erbe einzelne Ackerstreifen im Westen, Osten und Norden.
Im Süden, in der Nähe des heutigen Schützenplatzes, lagen die Kämpe und Zuschläge in der Nähe des heutigen Dorfes. Im Umkreis um das Ackerland lag die Mark, die als Schaftrift diente. Von den Einzelhöfen abgesehen gab es dort keine Wohnhäuser. Die Errichtung neuer Feuerstellen wurde von landesherrlicher Seite und von den Markgenossen ungern gesehen. Die Wohnungen im Dorfe, die den modernen, gesundheitlichen Anforderungen gewiss nicht entsprachen, drängten sich auf einem kleinen Raum zusammen. Die Bevölkerungszahl hielt sich bis 1800 in mäßigen Grenzen. Es war ein Zustand des friedlichen Gleichgewichts. Die Äcker in der Gemeinschaftslage wurden nach altgewohnter Weise bestellt. Jahr für Jahr wurden Plaggen auf Markengründen gestochen, um als Dünger verwandt zu werden. Geld konnte der Bauer fast gar nicht machen, aber er hatte es auch nicht so nötig wie heute. Was er brauchte, erzeugte er selbst. Im ´´Backels´´ wurde das Schwarzbrot gebacken. Flachs wurde angebaut, um ihn selbst zu spinnen und zu Linnen zu weben. Aus der Schafwolle gewann man das Garn zum Stricken. Auch auf das Schnapsbrennen verstand man sich. Was brauchte der Hagstedter noch mehr?
Die langen Winterabende boten Gelegenheit zum geselligen Beisammensein. In den Spinnstuben und am Herdfeuer erzählte man sich Spukgeschichten. ´´Die Düwelsstraote´´ erinnert noch daran. ´´Die Rüterweg´´ (Herzog-Erich-Weg) führte allerhand Kriegsvolk nach Hagstedt. Eine zurückgelassene Kanonenkugel erinnert uns an die unruhigen Zeiten zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Die damalige Hagstedter Schule auf dem Platze der heutigen Niemannschen Schmiede wurde als Schneiderstube für die Truppen eingerichtet.
Ältere Leute wussten davon zu erzählen, dass ein Soldat wegen eines Vergehens Spießruten laufen musste, bis er entkräftet zu Boden fiel. 1811 fand eine Aushebung für die ´´große Armee´´ statt, der sich viele zu entziehen suchten. Nach Rückkehr ruhiger Zeiten wurde der
´´Hollands Gang´´ wieder aufgenommen.
Die kommenden Jahrzehnte brachten große wirtschaftliche Schwierigkeiten, die deutlich zum Ausdruck kamen durch zahlreiche Auswanderungen und durch die Hungerjahre von 1847/48.
Eine merkliche Besserung trat seit den neunziger Jahren ein, doch in den Augusttagen 1914 und in den folgenden Jahren wurde4n viele schöne Hoffnungen geknickt. Die kleine Kapelle am Nordausgang des Dorfes soll das Gedächtnis an die Hagstedter Helden wachhalten.
Hagstedt ist ein ruhiger Ort geblieben. Die Einwohner halten fest am Althergebrachten. Darum ist Ihnen das Schützenfest, dessen 200. Wiederkehr im Jahre 2006 gefeiert wurde, ja recht ans Herz gewachsen.
Scheibenspruch
Wer auf die Mitte hält, hält richtig.
Der Satz ist auch für´s Leben wichtig.
Wo mancher schon ins Leere lief,
hielt er sich nur ein bisschen schief:
Zu rechts, zu links, zu hoch, zu tief.